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AutorenbildTina Hawel

Darf eine Führungskraft Schwäche zeigen?

ODER: Ein Plädoyer für ECHTES Führen…


Ich arbeite mit den unterschiedlichsten Menschen aus den verschiedensten Branchen und in verschiedenen Settings. Und doch sind die Fragestellungen, die mir begegnen, ähnlich. Klar, anders formuliert, aber im Kern oft sehr ähnlich.


EINE dieser immer wiederkehrenden Fragen ist, kann/darf/soll man als Führungskraft Schwäche zeigen?


Bevor wir hier reflexartig antworten, lassen Sie uns diese Frage erst herunterbrechen.


#1: Wer ist „man“?

Warum diese Frage… ? Weil es einen Unterschied macht, ob wir diese Frage verallgemeinert und anonymisiert (also mit man) stellen oder ob wir fragen: Darf/kann/soll ICH als Führungskraft…


Merken Sie den Unterschied? Variante 2 betrifft uns viel unmittelbarer. Die Frage erscheint konkreter... 

Also nochmal die Frage: wen meinen Sie mit man?


#2: Wenn geklärt ist, auf wen sich die Frage konkret bezieht, widmen wir uns dem zweiten spannenden Begriff - Schwäche.


Ich frage also, was die Teilnehmer*innen, Coachees, ... unter Schwäche verstehen. 



Oft werden dann Beispiele genannt oder weitere Fragen angehängt:

❓ Kann ich als Führungskraft wirklich sagen, dass ich in diesem Moment sprachlos bin?

❓ Kann ich sagen, dass ich jetzt keine Antwort auf eine bestimmte Frage habe und für die Entscheidungsfindung Zeit brauche?

❓ Kann ich sagen, dass ich enttäuscht/gekränkt/aufgebracht/… bin?

❓ Kann ich verbalisieren, was in schwierigen Gesprächen, Konfliktsituationen etc. gerade in mir vor geht?



Ja! Man kann. Sie können!

Dürfen Sie? Ich hoffe, ja!

Sollen Sie? Aus meiner Sicht unbedingt!


Doch die zentrale Frage hinter all dem ist doch: Warum reden wir hier eigentlich von Schwäche? Warum wird suggeriert, dass es nicht souverän ist, darüber zu sprechen, was gerade in einem vorgeht? 


Warum denken wir, dass Führungskräfte immer auf alles sofort eine Antwort haben müssen.  Warum gehen wir davon aus, dass es für eine Führungskraft nicht angemessen ist, Fehler einzuräumen oder vielleicht gar sich zu entschuldigen? 


Ist nicht genau das Gegenteil der Fall? Strahlen nicht gerade Führungskräfte Stärke aus, die ihre emotionale Aufgebrachtheit in Worte fassen können? Sind es nicht gerade die Führungskräfte, die sich menschlich zugewandt zeigen, die uns inspirieren? Sind es nicht die entwaffnend Ehrlichen, die uns ermutigen, echt zu sein? Ich meine ja. Denn etwas Stärkeres, als wir selbst zu sein, haben wir nicht…


Und ja, es ist anfangs nicht einfach, sich aus der Deckung zu wagen. Es ist vielleicht neu. Vielleicht zu Beginn etwas unbeholfen. Und auch diese Unsicherheit kann „man“ formulieren. Einen Versuch ist es wert!

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